Die beste Altersvorsorge für Freiberufler

Ist man Freiberufler, muss man sich selbst um die Rente bzw. Altersvorsorge kümmern. Denn als Selbstständiger ist man nicht mehr verpflichtet in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen, insofern man nicht bestimmten Berufsgruppen angehört.

Es ist dem Selbständigen also selbst überlassen, wie er für das Alter vorsorgt. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten und bei allen geht es letztendlich um die eigenständige Vermögensbildung.

Die meisten werden denken: eine Versicherung ist sicher, erst recht wenn diese vom Staat unterstützt wird, Aktien bedeuten Risiko. Aber pauschalisiert gesagt ist das völlig falsch. Versicherungen bringen kaum Rendite, mit Wertpapier-Fonds die breit diversifiziert sind kann man jedoch das Risiko selbst gestalten. Aber schauen wir uns die Möglichkeiten im Detail an.

Die gesetzliche Rentenversicherung

Weiterhin freiwillig in die gesetzliche Rente einzuzahlen ist zwar möglich, aber wer will das schon? Dass man von der gesetzlichen Rente kaum etwas zu erwarten hat ist ja hinlänglich bekannt. Die jährlichen Rentenanpassungen von grob 1% pro Jahr sind eine magere Rendite. Rechnet man noch die Inflation dagegen bleibt quasi eine Nullrendite. Und sicher ist hier leider gar nichts, wenn der Staat mitmischt und bei Bedarf die gesetzlichen Grundlagen verändern kann.

Was passiert mit den bereits eingezahlten Beiträgen wenn ich aus der Anstellung in die Selbstständigkeit gehe? Nichts, denn mein Rentenkonto wird quasi stillgelegt. Ich habe einfach zum Renteneintrittsalter Anspruch auf Rente errechnet nach der Höhe meiner bisher eingezahlten Beiträge. Für die Zeit meiner Selbstständigkeit muss ich selbst vorsorgen. Später ergänzt sich beides.

Gehe ich aus der Selbstständigkeit später wieder in eine Anstellung zahle ich einfach wieder weiter in die gesetzliche Rente ein.

Lebens- und Rentenversicherungen

Die einhellige Meinung von Experten (z. B. Gerd KommerDirk Müller u. a.) ist: bloß keine Lebensversicherung abschließen! Denn diese bringen aufgrund der Niedrigzinsphase keine Rendite. Die Inflation und die hohen Kosten der Versicherung frisst sogar das Angesparte auf. Ein Drauflege-Geschäft.

Staatliche geförderte Versicherungen wie Rürup

Eine staatlich geförderte Steuerentlastung per Rürup klingt doch nicht schlecht, oder? Rürup ist das Pendant zum Riestervertrag des Angestellten. Letztendlich bietet beides nur eine Steuerstundung. Weniger Steuern in der Einzahlphase, dafür bedient sich der Fiskus im Alter bei vermeintlich niedrigeren Steuersatz. Diese Rechnung geht nur leider in den wenigsten Fällen auf. Deshalb steht die von Banken jahrelang unter diesem Tenor verkaufte Riesterrente so in der Kritik. Denn dies funktioniert nur bei Geringverdienern. Bei Selbstständigen daher erst recht nicht. Zudem sind die Provisionen der Banken und Versicherungen an Riester- und Rürup-Produkten so hoch, dass diese jegliche Rendite auffressen.

Ein weiteres Problem − und dies betrifft Rentenversicherungen im Allgemeinen − ist die fehlende Flexibilität dieses Vorsorgemodells. Geld gibt es erst zum vereinbarten Renteneintrittsalter, egal wann man vielleicht kürzer treten möchte oder müsste. Und für andere Zwecke oder Umschichtungen, z. B. für eine Immobilie im frühen Alter, kommt man an das Geld auch nicht ran.

Die Immobilie als Altersvorsorge

Das leidige Thema: Immobilie ja oder nein? Ja, aber nur als Konsumgut zur Steigerung der Lebensqualität, nicht als Altersvorsorge. Denn dafür gibt es einfach rentablere, flexiblere und sicherere Möglichkeiten. Kurz gesagt ist eine Immobilie wie der Name sagt „immobil“ und passt sich schlecht neuen Lebensumständen an (Umzug, im Alter weniger notwendige Wohnfläche, etc.). Die Renditen bewegen sich bei Eigennutzung, wenn man alle Neben- und Unterhaltskosten einbezieht, irgendwo um den Nullwert. Studien zeigen: wer in Miete wohnt, wohnt auf seine komplette Lebenszeit gerechnet günstiger. Zudem besitzt das Immobilien-Vorsorgemodell ein enorm hohes Risiko, denn man setzt alles auf eine Karte. Wird eine Umgehungsstrasse in der Nähe gebaut ist das Haus auf einmal nichts mehr wert. Hat man Wasser im Keller, weil die Drainage undicht ist kommen auf einmal enorme Kosten auf einen zu.

Diese Erkenntnis ist die Quintessenz einiger Fachliteratur und Vorträge die ich gelesen bzw. mir angehört habe. Wer sich intensiver mit dem Thema auseinander setzen möchte, dem sei das Buch „Kaufen oder mieten?“ ans Herz gelegt.

Altersvorsorge mit Wertpapieren bzw. Fonds

Die einzige Möglichkeit gute Renditen zu erwirtschaften ist und war schon immer die Investition in die Wirtschaft. Die Weltwirtschaft ist im Mittel gesehen in den letzten Jahrzehnten konstant gewachsen. Lokale Krisen sind über Jahre gesehen − und um einen langfristigen Anlagehorizont geht es bei der Altersvorsorge − in der Gesamtentwicklung unbedeutend. Nur kann man sich ja schlecht als kleiner Mann an Unternehmen beteiligen, oder? Doch, kann man. Mit Aktien. Nichts anderes sind Aktien: Beteiligungen an Unternehmen.

Nur macht es keinen Sinn sich Einzelwerte irgendwelcher Unternehmen zu kaufen. Denn dadurch hätte man keine hohe Streuung, also Risikodiversifizierung. Denn um Risiko zu reduzieren sollte man möglichst breit über alle möglichen Branchen, Länder, Unternehmensgrößen, Anlageklassen, etc. diversifizieren. Also quasi am besten ein Portfolio das die komplette Weltwirtschaft abbildet aufbauen. Und genau das ist die beste Lösung. Man bildet ein ETF-Depot welches möglichst nahe die Weltwirtschaft abbildet. Das sog. „Weltportfolio“ (Begriff nach Gerd Kommer).

Was sind ETFs?

Moment mal, was ist denn jetzt ein ETF? ETF steht für „Exchange-traded fund“ (börsengehandelter Fonds) und ist quasi ein Aktienindexfonds, der im Gegensatz zu klassischen Fonds nicht aktiv von einer Investmentgesellschaft gemanaget wird. Aktive gemanagete Fonds werden in ihrer Zusammensetzung ständig verändert und dafür möchte die Investmentgesellschaft bezahlt werden. Die Gebühren von im Durchschnitt ca. 3 bis 5% werden von den Renditen der Anleger genommen und fressen diese daher zum Grossteil wieder auf.

Ein ETF dagegen kostet fast kaum Gebühren weil er nicht aktiv gemanaget wird und keine Fondsmanager bezahlt werden müssen. Ein ETF bildet einen Aktienindex nach und wird in seiner Zusammensetzung nicht verändert, solange sich der Index nicht ändert. Ein Index ist zum Beispiel der DAX. Also eine Aggregation verschiedener Aktien, zusammengesetzt z. B. nach deren Marktkapitalisierung. Nur macht es eben Sinn nicht nur die Aktien der 30 größten deutschen Unternehmen zu kaufen, sondern die Weltwirtschaft nachzubilden um möglichst breit zu diversifizieren.

Ein solches Weltportfolio kann man sich aus vielen verschiedenen ETFs für einzelne Teile der Weltwirtschaft (wie verschiedene Unternehmensgrößen oder Märkte) oder gar ganz einfach nur aus zwei ETFs für die Entwicklungsländer (Emerging Markets) und die Industrieländer (World) zusammensetzen. Ich mache letzteres und kaufe einen ETF auf den MSCI EM Index und einen auf den MSCI World Index.

Warum eine Altersvorsorge mit ETFs die beste Lösung ist

  • Betrachtet man langfristige Zeiträume, wie die letzten 20 Jahre, hatten Aktien die höchste Rendite aller Anlageklassen.
  • Ein Weltportfolio mit ETFs erlaubt die breiteste Diversifizierung und maximale Risikostreuung die man sich vorstellen kann. Denn man kauft quasi tausende von Aktien aller Branchen, Länder, Märkte, Unternehmensgrößen, etc. Der Kauf von Einzelwerten („Stock Picking“) sollte genau aus diesem Grund vermieden werden.
  • Passives Investieren mit Indexfonds ist ggü. aktiv gemanageten Fonds sehr günstig (im Durchschnitt ca. 0,4% pro Jahr).
  • Durch Investieren mit langfristigem Anlagehorizont, so wie es für eine Rente der Fall ist, sind Krisen, Blasen und lokale Auf und Abs in der Gesamtentwicklung unbedeutend und sollten immer ausgesessen werden. Dies nennt man „Buy and Hold“.
  • Passives Investieren in ETFs verlangt keine Aufmerksamkeit und nur minimalen Zeitaufwand. Einmal einlesen, sich für 1-n ETFs entscheiden und am besten per Sparplan monatlich kaufen. Nach Kursen braucht man nicht ständig zu sehen, denn es geht dabei um langfristiges Investieren, nicht um kurzfristige Kursschwankungen.
  • Ein Wertpapierdepot bietet die höchste Flexibilität aller Anlageformen, denn man kommt jederzeit, ohne Fristen und Gebühren an sein Geld. Dies ermöglicht nicht nur eine völlig flexible Auszahlung im Rentenalter, sondern auch beliebige Umschichtungen. Z. B. in eine Immobilie, wenn man das möchte.

Die eigene Altersvorsorge mit ETFs konkret umsetzen

Um für einen selbst die richtige Entscheidung treffen zu können, sollte man sich zwingend intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen und ein Buch lesen. Das Standardwerk zum Thema ETFs ist das wirklich sehr gute Buch von Gerd Kommer und findet sich unten. Leseempfehlung! Für das so wichtige Thema Altersvorsorge und Vermögensaufbau sollte man sich unbedingt Zeit nehmen, sich einlesen und dies nicht einfach einem Dritten, wie einem Bank-„Berater“ (der nur Eigeninteresse hinsichtlich Provisionen hat) überlassen. Nach dem Lesen des genannten Buches weißt du wie die Börse funktioniert und warum dort nur ETFs die einzig sinnvolle Investitionsmöglichkeit sind.

Was brauche ich sonst noch? Ein Depot! Am besten bei einer Direktbank, wie der DKB, wo die Depotführung kostenlos ist und die Ordergebühren für den ETF-Kauf möglichst gering sind. Hier empfehle ich das kostenlose Girokonto DKB-Cash zu eröffnen (für den Kauf von Wertpapieren brauche ich ein zugehöriges Depotkonto von dem meine Käufe bezahlt werden können) und dann das Depot freischalten.

Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs

Standardwerk und das beste Buch zum Thema Altersvorsorge und Vermögensbildung mit ETFs. Unerlässlich für jeden der sich ernsthaft mit seiner Altersvorsorge auseinandersetzen und diese nicht irgendwelchen Bankern überlassen möchte.

Christoph

Christoph

Nach drei Jahren als nebenberuflicher Webberater habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit als Freiberufler gewagt. Über meine dabei gesammelten Erfahrungen zu Bürokratie, Praxis und nützlichen Tools schreibe ich in diesem Blog.

1 Kommentar

  1. Deinen Buchtipp kann ich jedem nur ans Herz legen, denn es ist nicht nur gut geschrieben, sondern auch für Laien leicht verständlich!

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